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AutorenbildLukas Mihalkovits

Belastung / Beanspruchung

Das Verständnis der Begriffe Belastung und Beanspruchung ist essenziell, um die Reaktion des Trainings auf den menschlichen Organismus zu verstehen. Der folgende Blogeintrag soll dazu beitragen, dass du den Unterschied zwischen den beiden Begriffen verstehst; außerdem beinhaltet der Eintrag auch Möglichkeiten zur Kontrolle deiner Beanspruchung (innerhalb einer Trainingseinheit, aber auch über den gesamten Trainingsprozess). Die Kontrolle der Beanspruchung ist relevant, da nur ein richtiges Verhältnis der Beanspruchung (und damit der induzierten Ermüdung) und Regeneration die gewünschten Adaptionen und die dadurch gewünschte Leistungssteigerung hervorruft.


Belastung?

Belastung wird laut Martin (1993) als Trainingsarbeit definiert, die zu individuellen physischen und psychischen Beanspruchungen führt. Auffallend bei dieser Definition ist, dass eine gleiche Trainingsarbeit zu unterschiedlichen Beanspruchungen führen kann. Sieht man sich die Definition von Rohmert (1984) an, so werden als Belastung alle von außen einwirkende Einflussfaktoren angesehen. Somit löst die Belastung eine individuelle Beanspruchung aus und ist von außen beinflussbar (Trainerin/Trainer, Stress in der Arbeit, etc.). Die Höhe der Beanspruchung ist von verschiedenen Faktoren abhängig (Leistungsfähigkeit, Ernährung, Klima, …). Gesteuert wird die Belastung vom Trainer/ der Trainerin mit Hilfe von Belastungsnormativa (Umfang, Dauer, Intensität, Dichte, Häufigkeit, Ausführung).


Rohmert (1983) definiert Beanspruchung als eine von äußeren Einflussfaktoren hervorgerufene Reaktion des Organismus. Beanspruchung ist somit immer eine Reaktion auf einen gewissen Einflussfaktor (Training, Stress, …).


Beanspruchung messen:

Die Kontrolle der Beanspruchung ist dahingehend wichtig, da, wie bereits beschrieben, die Reaktion auf den Trainingsreiz (äußerer Einflussfaktor) von Athletin zu Athletin/Athlet zu Athlet unterschiedlich sein kann. Es gilt somit eine optimale, individuell angepasste Belastung zu finden. Diese optimale Belastung kann mittels Kontrolle der individuellen Beanspruchung gefunden werden. Laut Hottenrott & Neumann (2010) kann die Beanspruchung mit Hilfe von biologischen Messgrößen, direkten Beobachtungen, Fragebögen und Tagebücher kontrolliert werden. Seiler setzt bei der Beanspruchungskontrolle auf eine kombinierte Betrachtung von biologischen Messgrößen (Herzfrequenz), Fragebögen (subjektives Belastungsempfinden) sowie der erbrachten Leistung (Power, Pace). Das Resultat dieser Kombination wird laut Seiler als Durabilty definiert. Dies ermöglicht es während einzelnen Einheiten die Beanspruchung zu quantifizieren. Ein weiterer Parameter, der dabei hilft, die Ermüdung innerhalb einer Einheit feststellen zu können, ist das Abdriften der Herzfrequenz bei konstanter Leistung (cardiac drift).


Weiters ist es sinnvoll die (Anpassungs-)Reaktion des Trainings über einen längeren Zeitraum zu kontrollieren. Dies kann mit einer klassischen Leistungsdiagnostik (z.b. Laktat, CP) geschehen. Eine zeit- und kostengünstige Alternative stellt beispielsweise der "Lamberts Submaximal Cycling Test" dar. Dieser submaximale Test ermöglicht es die erbrachte Leistung und das subjektive Belastungsempfinden bei konstanter Herzfrequenz zu analysieren. In der Literatur wird dieser Test eingesetzt um die Ermüdung bei trainierten Radsportlern (Hammes et al., 2016), sowie bei professionellen RadsportlerInnen (Decroix et al., 2018) festzustellen. Trifft man das richtige Verhältnis von Beanspruchung und Regeneration, kann eine optimale Anpassungsreaktion bzw. Steigerung der Leistungsfähigkeit hervorgerufen werden. Im Gegensatz dazu kann eine zu hohe oder zu niedrige Beanspruchung oder zu viel bzw. zu wenig Regeneration zu einer negativen Veränderung der Leistungsfähigkeit führen (Kompendium der Sportmedizin, S 166).


Verwendete Literatur:

Decroix, L., Lamberts, R. P., & Meeusen, R. (2018). Can the Lamberts and Lambert Submaximal Cycle Test Reflect Overreaching in Professional Cyclists?. International journal of sports physiology and performance, 13(1), 23–28. https://doi.org/10.1123/ijspp.2016-0685


Hammes, D., Skorski, S., Schwindling, S., Ferrauti, A., Pfeiffer, M., Kellmann, M., & Meyer, T. (2016). Can the Lamberts and Lambert Submaximal Cycle Test Indicate Fatigue and Recovery in Trained Cyclists?. International journal of sports physiology and performance, 11(3), 328–336. https://doi.org/10.1123/ijspp.2015-0119


Hottenrott, K. & Neumann, G. (2010). Trainingswissenschaft. Ein Lehrbuch in 14 Lektionen. Aachen: Meyer & Meyer


Mann, T., N., Platt, C., E., Lamberts, R., P., Lambert, M., I. (2015) Faster Heart Rate Recovery With Increased RPE, Journal of Strength and Conditioning Research: December 2015 - Volume 29 - Issue 12 - p 3343-3352

doi: 10.1519/JSC.0000000000001004


Maunder, E., Seiler, S., Mildenhall, M.J. et al. The Importance of ‘Durability’ in the Physiological Profiling of Endurance Athletes. Sports Med 51, 1619–1628 (2021). https://doi.org/10.1007/s40279-021-01459-0


Rohmert, W. (1984). Das Belastungs-Beanspruchungs-Konzept. Zeitschrift für arbeitswissenschaft, 38(4), 193-200.


Wonisch, M., Hofmann, P., Förster, H., Hörtnagl, H., Ledl-Kurkowski, E. & Pokan, R. (2017). Kompendium der Sportmedizin. Berlin: Springer

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